Das bbw

Die Geschichte des Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft

Diese beginnt bereits in der Nachkriegszeit, genauer im Jahr 1952. Damals gründeten Wirtschaftsorganisationen die Volkswirtschaftliche Gesellschaft (VWG) als eingetragenen gemeinnützigen Verein. Ihr Ziel war, mit Veranstaltungen die fachliche Weiterbildung zu fördern. Dies geschah im Rahmen von Seminaren für Mitarbeiter von Unternehmen, teilweise in Zusammenarbeit mit Industrie- und Handelskammern. Daneben wurden auch Seminare für andere Gesellschaftsgruppen wie Lehrer, Pfarrer und Studenten durchgeführt. Damit stand schon früh die gesellschaftspolitische Arbeit auf der Agenda.

Eine zweite wichtige Säule der unternehmerischen Bildungsarbeit waren die Seminare der Bayerischen Wirtschaft (SBW). Träger war die Gesellschaft zur Förderung von Nachwuchskräften in der bayerischen Wirtschaft, ebenfalls ein eingetragener gemeinnütziger Verein. Ihre Aufgabe bestand in der Schulung von Führungskräften und Nachwuchsführungskräften. Daneben engagierten sich einzelne Branchenverbände in der beruflichen Weiterbildung für Mitarbeiter ihrer Mitgliedsbetriebe.

Beginnend im Jahr 1966 entstand eine Diskussion über die Effizienz dieser über mehrere Institutionen verstreuten Bildungsarbeit. Es entstand die Idee, eine neue Organisation zu gründen, die die unternehmerische Bildungsarbeit strategisch und operativ konzentrieren sollte. Nach längeren Überlegungen einigte man sich auf den Namen Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft. Dieser gemeinnützige Verein entstand 1969 durch die Übertragung der Bildungsarbeit der VWG und die vollständige Übernahme der SBW. Die VGW blieb als Verein erhalten, konzentrierte sich aber auf andere Themenfelder.

 Ein weiterer Aspekt, der zur Gründung des bbw führte, lag in der gesellschaftlich und politisch turbulenten 68er Zeit. Damals wurde auch das kapitalistische Wirtschaftssystem und damit die Idee der sozialen Marktwirtschaft grundsätzlich in Frage gestellt. Deshalb sollte eine der wichtigen Aufgaben des bbw sein, bei allen Gruppen der Gesellschaft für das Konzept der sozialen Marktwirtschaft zu werben. Es entstanden Arbeitskreise Schule-Wirtschaft, Kirche-Wirtschaft und Seminare für besondere Zielgruppen wie Lehrer, Studenten und Schüler.

Darüber hinaus gab es bereits damals Seminare für Betriebsräte. Das formulierte Ziel lautete in der ersten Broschüre des bbw:

„Ziel ist die Verbesserung der Qualifikation in betriebsverfassungsrechtlicher und arbeitsrechtlicher Hinsicht sowie die Weckung des Verständnisses für die betrieblichen und überbetrieblichen Zusammenhänge in einer freien sozialverpflichteten unternehmerischen Wirtschaftsordnung.“

Die Gründung von Bildungswerken der Wirtschaft fand im Übrigen aus den genannten Gründen Ende der sechziger Jahre in allen Bundesländern statt. Die Entwicklung des bbw verlief in den siebziger Jahren sehr erfreulich. Die Aktivitäten konnten zügig ausgebaut werden. Es entstand ein bayernweit präsentes leistungsfähiges Bildungsunternehmen. Dabei waren die Felder des Führungskräftetrainings ab der Meisterebene aufwärts und die Betriebsräteseminare Kernthemen. Neu hinzu kamen Seminare für Auszubildende in Unternehmen rund um die Themen Kommunikation, Kooperation und Konfliktlösung. So entstand schon frühzeitig viel Kompetenz der bbw-Trainer im Umgang mit Jugendlichen. Dies sollte sich bald als wertvolles Handlungsfeld herausstellen. Ende der siebziger Jahre entwickelte sich im bbw die berufliche Weiterbildung in Fachthemen zügig weiter. Dementsprechend wuchs auch die Anzahl der Mitarbeiter in diesem Segment.

Der Anfang der achtziger Jahre brachte Deutschland ein massives Problem am Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit stieg erheblich. Stark betroffen waren insbesondere auch Jugendliche. Es war naheliegend, dass die Wirtschaft sich mit diesem Problem auseinandersetzen musste. Schon im Interesse der zukünftigen Fachkräftesicherung durften junge Menschen nicht zurückgelassen werden. Aber auch der soziale Aspekt spielte ein wesentliche Rolle. Es konnte nicht sein, dass Jugendlich keine Chance bekamen, in die Berufswelt einzusteigen. Arbeitslosigkeit musste gestaltet und nicht verwaltet werden. Dafür waren auch die Arbeitsämter verantwortlich. Ihre Aufgabe war ja nicht nur, Arbeitslosengeld zu zahlen, sondern Unterstützung zu leisten bei einem Einstieg oder Wiedereinstieg erwachsener Arbeitsloser in den Job. Ein wirksames Instrument war da die Weiterbildung unter dem Fachbegriff der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen.

Die deutschen Wirtschaftsorganisationen – allen voran die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände – entwickelten das Konzept des Berufspraktischen Jahres für arbeitslose Jugendliche. Die Jugendlichen sollten ein Dreivierteljahr betriebliche Praktika absolvieren und ein Vierteljahr Unterricht erhalten. Diese Maßnahmen finanzierten die Arbeitsämter. Dies war die Geburtsstunde der Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Arbeitgeberverbände im Jahr 1983. Ich hatte das Glück, als Geburtshelfer in Schwaben mitwirken zu können.


Gründung der Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Arbeitgeberverbände

Schon während meines Studiums arbeitete ich als freiberuflicher Trainer beim bbw, und zwar im Rahmen von Seminaren für Auszubildende. Mein Studium hatte ich im Sommer 1982 beendet. Da kam die Anfrage vom bbw Schwaben, ob ich mit einem auf ein Jahr befristeten Vertrag einen Lehrgang für arbeitslose Jugendlich übernehmen wollte. Um nach dem Studium mal etwas Geld zu verdienen, sagte ich zu. Der Kurs startete in Augsburg. Mein Job bestand auch darin auszuloten, ob ein Wachstum der bfz-Aktivitäten in Augsburg und Schwaben machbar sei.

Im nächsten Schritt besuchte ich also die Arbeitsämter in Donauwörth, Memmingen und Kempten. Erfreulicherweise kamen überall Aufträge zustande und auch Augsburg wuchs schon im Jahr 1983 weiter. Ich blieb beim bfz und war damit bfz-Leiter Augsburg und Schwaben. Als zunächst einziger bfz-Mitarbeiter war ich also gleich in einer Leitungsfunktion und konnte mein Team nach meinen Vorstellungen aufbauen. Ich hatte das Glück, engagierte und leistungsfähige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu finden.
 
Alle Standorte expandierten rasch, so dass sie bald eigenständig wurden und eigene Leitungsfunktionen erhielten. 1986 wechselte ich in die bfz-Geschäftsleitung nach München und übernahm die Aufgabe, unseren Privat- und Firmenkundenbereich aufzubauen. Nach dem Ausscheiden des bfz-Geschäftsführers Mitte 1990 übertrug mir der Vorstand diese Funktion. Zu diesem Zeitpunkt war das bfz bereits flächendeckend in Bayern vertreten und beschäftigte rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
 
Aus unternehmerischer Sicht stellte sich das Problem, dass das bfz zu über neunzig Prozent Maßnahmen für Arbeitslose für die Bundesagentur für Arbeit durchführte. Die Abhängigkeit von diesem einen Großkunden war also erheblich. Als zusätzliches Risiko kam hinzu, dass die von der Agentur für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen eingesetzten Mittel immer auch politischen Entscheidungen der Bundesregierung unterlagen. Je nach Haushaltslage des Bundes gab es Auf- und Abbewegungen.

Um die langfristige Stabilität des bfz zu sichern, mussten neue Wege beschritten werden.
Wir bauten die Geschäftsführung personell um und führten in den Regionen Bereichsstrukturen ein. Zentral war aber, die Geschäftsstrategie weiterzuentwickeln. Das Stichwort war Diversifizierung. Für die künftige Unternehmensentwicklung war die Produktinnovation entscheidend, also die sinnvolle strategische Weiterentwicklung von Geschäftsfeldern rund um unsere Kernkompetenz .

Ein zweites Thema stand auf der Agenda. Die Unternehmenskultur musste weiterentwickelt werden in eine kooperative und wertschätzende Richtung. In den folgenden Jahren konnten beide Zielsetzungen verwirklicht werden. Dies führte zu einem erfreulichen Wachstum des bfz. Eine wichtige Voraussetzung dafür war natürlich auch, dass die auf dem Markt geleistete Arbeit auch die von Kunden erwartete Qualität aufwies.

Das starke Wachstum warf dann allerdings die Frage auf, ob die traditionelle Struktur noch tragfähig war. bbw und bfz waren ja gemeinnützige Vereine. Diese Rechtsform ist nicht unbedingt geeignet, um in größerem Umfang am Wirtschaftsgeschehen teilzunehmen. Diese Überlegungen führten dann im Jahre 1998 zu einer grundsätzlichen Veränderung der Organisationsform. Das bbw mit seinen Mitgliedern blieb ein gemeinnütziger Verein und bildete das Dach für die darunter angesiedelten Bildungs- und Beratungsunternehmen. Unmittelbar selbst betreibt der Verein die gesellschaftspolitische Arbeit. Unter ihm wurden alle Gesellschaften in – je nach Aufgabenstellung – gemeinnützige oder nicht gemeinnützige GmbHs umgewandelt.

Es entstanden also

  •   eine bfz gGmbH, eine neu gegründete bbw gGmbH, die die Privat- und Firmenkundenaktivitäten des bisherigen bbw e.V. aufnahm,
  •    eine neu gegründete Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi), die die eher sozialpädagogisch orientierten Aktivitäten des bfz aufnahm,
  •     eine Gesellschaft für personale und soziale Dienstleistungen (gps), die für nicht gemeinnützige Dienstleistungen zuständig ist.


Alle Gesellschaften sind im Eigentum des bbw e.V. Damit war die bbw-Gruppe entstanden, die in dieser Grundstruktur bis zum heutigen Tage besteht. In diesem Veränderungsprozess wurde mir vom Vorstand die Hauptgeschäftsführung der bbw-Gruppe übertragen. Ich blieb Vorsitzender der Geschäftsführung des bfz und übernahm Managementfunktionen in anderen kleineren Gesellschaften. Die Geschäftsführung des bbw e.V. bestand aus sechs Personen, die ihrerseits die verantwortlichen Geschäftsführer der wichtigsten Unternehmen der Gruppe sind. Dieses Cross-Management-Konzept hat sich als ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die bbw-Gruppe erwiesen. Es sichert die erforderlichen Synergien und verhindert zentrifugale Entwicklungen.
 
Die Entwicklung der bbw-Gruppe seit 1998 kann man ohne jede Übertreibung als erfolgreich bezeichnen. Bis auf wenige Jahre der Konsolidierung ist sie kontinuierlich gewachsen und gilt nach einer jüngeren Studie als das größte Unternehmen seiner Art in Deutschland.

 

Hinzugekommen sind im Lauf der Jahre weitere Unternehmensgründungen und Beteiligungen.

 

Ein internationaler Bereich ist entstanden, der sich in einer Vielzahl von Ländern und Themen rund um den Globus betätigt.
 
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen Unternehmen in der Branche ist die breit gefächerte Kompetenz. Dies ist das Ergebnis der seit Anfang der neunziger Jahre verfolgten Strategie der Diversifizierung und der konsequenten Innovationsarbeit, zu der das Leitbild des Unternehmens jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter auffordert.

 

Die Unternehmensgruppe hat sich in den letzten Jahren ausgezeichnet weiterentwickelt. Der neuste Stand lässt sich unter www.bbw.de nachlesen.